C H O R G E S A N G -
ist für mich wie das "Zusammenwirken" (im Sinne von Spinnen) verschiedener Stimmen zu einem gemeinsamen musikalischen Faden. Daraus wiederum ergibt sich das musikalische Gewebe, das Gesangsstück.
... friends at last:
Die Stimmgabel und ich - lange eine für mich unvorstellbare Verbindung. Aber nun sind "Madame Ping" und ich gute Freundinnen geworden.
Die Bedeutung von Musik und Singen in Verbindung mit dem menschlichen Miteinander habe ich zu Anfang dieses Jahres beschrieben. Diesen kleinen Artikel habe ich hier anschließend eingestellt. Der beantwortet im Grunde, wenn nicht alle, so doch viele Fragen über das, was ich als "meine Arbeit" betrachte. Für mich selber hoffe ich, dass ich das nie vergessen werde. Falls das eintreten sollte, bitte ich darum, mich daran zu erinnern!
Eine kleine Randnotiz: VON MALDOOM ZU ALRISHA.
von einer Ausarbeitung zum Wochenende in Potsdam, 27.11.2005
Es bewegt mich ein Gefühl, dass die Musik, die in mir entsteht, es wert ist, von mehr Menschen als denen in meiner direkten Umgebung gehört und erlebt zu werden. Und gleichzeitig verkörpert sich in mir eine Vorstellung vom Umgang mit Menschen, wie ich es bisher nicht habe beschreiben können. Und wie diese Vorstellung in Verbindung mit dieser Musik begreifbar und erlebbar gemacht werden kann. Dazu verhilft mir das, was ich im Zusammenhang mit dem Film "Rhythm is it" mit dem Tanzlehrer Royston Maldoom gesehen habe und in einem Artikel von Jutta Gruber habe lesen können. Denn da beschreibt Maldoom kurz und knapp, aber sehr anschaulich, seine Vorstellung von Umgang und Begegnung mit Menschen.
In seinem Lebenskontext ist der Tanz das Medium, in meinem die Musik, das Singen. Er selbst, mit seinen 22 Jahren und nicht perfektem Körperbau, hat relativ spät zu seiner Berufung gefunden. Und das gilt auch für mich: auch wenn ich immer schon ein gutes Gespür für Musik in mir hatte, so kam der Impuls "selber welche zu machen" mit Mitte Vierzig auch relativ spät und vor allem: ohne musiktheoretische Vorbildung! Ebenso wie Maldoom kann ich sagen, ich hatte schon ein Leben bevor ich Musikerin war. Das ist für ihn einer der massgeblichen Punkte, weshalb er entsprechend offen für Neues ist und besonders für die Bereitschaft, das Nicht-Perfekte an seinen Tanzschülern anzunehmen. Für mich bedeutet es, dass auch ich recht unverkrampft mit den musikalischen Belangen umgehe, wo es manchen Konservatoriumsabsolventen die Haare zu Berge stehen lassen würde, in dem sich aber gerade dieses gelebte Leben in dem Stil meiner Musik ausdrückt und es ermöglicht, das Unvollkommene zu akzeptieren. Obwohl, zugegeben, dies ist ein Moment, an dem ich hart zu arbeiten habe. Denn das Arbeiten mit Nichtprofis, die ihr Singen aus allen möglichen Beweggründen heraus unternehmen, nur nicht aus den meinigen, mit meinen Ansprüchen an die innere Haltung zu sich und der Musik, ist für mich wirklich nicht einfach, und ich bin so manches Mal verzweifelt. Umso mehr hat es mir gut getan, diesen Artikel erneut zu lesen und wiederholt zu entdecken, dass es ja gerade das ist, was ich gerne möchte. So, wie Maldoom es bei seinen Tanzschülern entwickeln möchte, dass sie sich der Kunst, dem Tanz voll hingeben, möchte ich gerne, dass sich meine Projekt-SängerInnen voll und ganz der Musik hingeben, sich als SängerInnen den Erfordernissen der Lieder hingeben, die durch sie hindurch den Weg in diese Welt finden wollen. Dabei ist es unerheblich, ob es sich dabei um meine Stücke handelt oder um welche auch immer. Dies gedacht als grundsätzliche Haltung zu dem, was sie da gerade tun. Auch immer in dem Sinn, dass sie ihre, in die Singprobe mitgebrachten Unsicherheiten, Ängste oder Zweifel durch eben eine veränderte Haltung auflösen und transformieren können.
Bei Maldoom ist immer die Aufführung das Ziel seiner Arbeit mit den verschiedenen Gruppen von Menschen - hauptsächlich Kindern und Jugendlichen, Gefangenen und Angehörige sonstiger Randgruppen der Gesellschaft. Für mich ist es auch so, dass ich mit den Stücken öffentlich auftreten möchte, die gerade so weit sind, auch wenn das gesamte Projekt noch nicht fertig ist. Was bei Maldoom nun anders ist, ist die Tatsache, dass seine Teilnehmenden in der Hauptsache ihre Zeit und Kraft diesem Projekt widmen können. Bei mir singen Erwachsene, die ihre Zeit und Kraft entweder dem beruflichen oder/und dem familiären Engagement zur Verfügung stellen müssen. Sich dabei noch, so einfach nebenher, einer Sache zu widmen, die auch gewisse Anforderungen an sie stellt, ist für manche eine scheinbar zu grosse Beanspruchung und Herausforderung. Dabei könnte gerade so ein Singprojekt der Ort sein, geschwächte Ressourcen wieder aufzutanken. Es gibt auch die Option, durch mögliche Veränderungen der eigenen inneren Haltung zu den unterschiedlichen Lebensbereichen, für sich eine Erleichterung auf dem Weg durch die verschiedenen Höhen und Tiefen zu erwirken.
"Gott sind wir, Menschen in ihrer Wahrheit zu sehen, wenn Körper, Seele und Geist für kurze Momente ganz in Harmonie sind - das kann beim Tanzen geschehen oder beim Schreiben, beim Bergsteigen, bei was auch immer -, das ist für mich eine wunderbare, spirituelle Erfahrung ...". Diese Aussage Maldooms drückt auf ziemlich genaue Art das aus, was mich und mein Zusammensein mit Menschen - besonders in der Musik, beim Singen - ausmacht.
Alrisha-Angelika Erxleben, 04.Januar 2012